HEISSES THEMA – ENERGIE

WENDE

Steigender Druck, auf gerade kleinere, aber auch große
landwirtschaftliche Betriebe, durch politische und gesellschaftliche Fehlentwicklungen, werfen massive Probleme auf. Dazu kommen die Folgen vom Klimawandel auf den Anbauflächen und Ernteeinbußen. Preisdiktate der Handelsketten auf landwirtschaftliche Produkte und die Produktionsbetriebe, nötigen gerade kleinere Agrarbetriebe zu großflächigem Anbau. Die Folge ist eine Monokulturentwicklung, Massentierhaltung, Gülleproblematik, und ein erhöhtes, umweltschädliches massives Düngen sowie der Einsatz von sogenannten Pflanzenschutzmitteln belasten die Lebensmittelproduktion. Auf der anderen Seite beschäftigt alle die eingeleitete Energiewende. Dazu gehört der dringende Abschied von den CO2 belastenden, fossile Brennstoffe und der Ausstieg aus der Atomenergie.

Das bringt auch schon mittlerweile 660 Landwirte auf die Idee, regenerative Energien mit Biogasanlagen zu erzeugen und landwirtschaftliche Abfälle dafür zu nutzen. Das Thema Biogas ist also schon seit Jahrzehnten aktuell. Ist diese grünen Energiegewinnung wirklich immer Bio, oder ist Bio nur heiße Luft?

 

Bei Biogas handelt es sich um eine klimaneutrale Energiequelle, die durch Vergärung von biologischen Materialien gewonnen wird. Diese können unterschiedliche pflanzliche und tierische Substrate sein. Die Biogasanlage erzeugt also Strom und Wärme aus nachwachsenden Rohstoffen. Diese haben den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen sie dauerhaft verfügbar sind und außerdem in der Landwirtschaft sowieso in großen Mengen als Pflanzenreste und Gülle anfallen. Um die richtige Rezeptur bei der Biogasgewinnung zu erzeugen, werden häufig gezielt Energiepflanzen wie Mais oder seltener auch Getreide angepflanzt. Ist das „Essthetisch“, ethisch.
Es handelt sich ja hierbei um essbare Lebensmittel die eigentlich auch auf die „Tafel“ gehören.

# WENN BIOBAUERN GAS GEBEN, IST DAS AUCH EINE FRAGE DER „ESSTHETIK“

Die Grundidee der Biogasgewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen ist der Kreislauf-Gedanke: Biologische Substrate werden in riesigen Gärbehältern vergoren. Daraus entsteht einerseits das Biogas, das in einem Blockheizwerk anschließend in Strom und Wärme umgewandelt wird. Andererseits wird das vergorene Material als hochwertiger Dünger verwendet, der wiederum den Feldern Nährstoffe liefert.

Zudem wird für die Biogasproduktion, neben Mais und anderen Pflanzenteilen, Gülle eingesetzt. Diese ist ein Abfallprodukt der Massentierhaltung durch Schweine-, Hühner und Rinderzucht sind als problematisches Abfallprodukt, in Mengen vorhanden. Sie können nur unter der Kontrolle der „Ringberater“ zum Düngen eingesetzt werden, nach strenge Verordnungen um das Grundwasser und die Böden vor Phosphaten und Nitraten zu schützen. Die Vergärung in einer Biogasanlage ist also eine mögliche, aber nicht unproblematische Lösung für das Gülleproblem.

 

Schauen wir noch mal genau hin: Nachhaltigkeit ist ein komplexes Thema, das immer von allen Seiten betrachtet werden muss: Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe sind erst ab einer gewissen Größe wirtschaftlich. Das bedeutet zum einen ethisch bedenkliche Massentierhaltung eng auf eng, zum anderen sehr viel Gülle. Da diese nicht komplett zur Düngung der Felder verwendet werden kann, wird auch aus diesen Gründen , eine Biogasanlage errichtet. Damit diese funktioniert und sich ebenfalls rentiert, müssen zusätzlich Energiepflanzen wie Mais in großen Mengen angebaut werden. Dadurch entstehen wiederum industrielle Monokulturen.

 

Aus artenreichen Wiesen werden also zunehmend industrielle Anbauflächen, die ausschließlich der Energiegewinnung dienen. Ausgelaugte Böden und Artenschwund sind die Folge. Bereits seit Jahren schlagen Naturschützer Alarm, dass Pflanzen-, Insekten- und Vogelarten nicht nur an Diversität verlieren, sondern auch zahlenmäßig immer mehr zurückgehen. Die staatliche Subventionierung solcher Biogasanlagen ist also gleichzeitig der größte Förderer von Monokulturen. So sind riesige nutzbare Flächen letztendlich nichts weiter als ein reines Abfallprodukt.

 

Die Zahl der Biogasanlagen in Deutschland ist Ende 2018 bereits auf fast 10.000 gestiegen (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/167671/umfrage/anzahl-der-biogasanlagen-in-deutschland-seit-1992/). Dies zeigt zum einen, dass es sich um einen dezentralen Energieträger handelt, der direkt vor Ort angebaut werden kann, wodurch lange Transportwege entfallen. Auf der anderen Seite nimmt Mais zur Biogasproduktion bereits rund 36% der gesamten Maisanbaufläche in Deutschland in Anspruch (https://mediathek.fnr.de/grafiken/daten-und-fakten/bioenergie/biogas/maisanbau-in-deutschland.html). Damit werden aber gerade einmal 0,6% des gesamten Erdgasverbrauchs durch Biogas gedeckt. Lohnt sich da ein Ausbau? Es hängt immer damit zusammen, inwiefern die Forschung ebenfalls gefördert und intensiviert wird. Denn je effektiver die Anlagen funktionieren, desto nachhaltiger werden sie letztendlich.

Ausbau der Erneuerbaren Energien und Ungemach der Ökoverbände

NABU spricht sich gegen Biogas aus:
Ein neuerliches Papier von Seiten der Umweltschutzverbände zum Thema Biogas erhitzt die Gemüter. Dieses Mal ist es der Landesverband Schleswig-Holstein des NABU mit einem Positionspapier. Ein schon bekanntes Fazit: Biogasanlagen wären ohne Wenn und Aber umweltschädlich. Doch der Ton wird schärfer und und das Ganze zunehmend widriger.
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